Ich liebe es, während meines Urlaubs fremde Länder zu erkunden. Es ist an der Zeit mal meine persönlichen Eindrücke und Erlebnisse in Form von betexteten Bilderbüchern festzuhalten und mit anderen Menschen zu teilen. Viel Spaß beim stöbern. Heike

Samstag, 6. Oktober 2007

Rajasthan / Indien vom 22.11. bis 15.12.2006

Im November / Dezember 2006 reiste ich auf eigene Faust bis auf eine Fahrt ausschließlich mit Linienbussen 3 1/2 Wochen durch Rajasthan.

Zu Hause hatte ich mir anhand des "Lonely Planet", des "Reise Know How", "Info's aus Foren im Internet" und im "Internet veröffentlichten Reiseberichten" einen groben Reiseplan ausgearbeitet.

Während meiner Recherchen wurde mir schnell klar, daß es mir nicht möglich sein würde, alle sehenswerten Städte und Gebiete Rajasthans in 3 1/2 Wochen aufzusuchen.

So entschloß ich mich, keine Rundreise "von/bis Delhi" zu machen sondern Rajasthan von hinten "aufzurollen" und mich von Udaipur aus in 3 1/2 Wochen nach Delhi zurückzuarbeiten und unterwegs das mitzunehmen, was mir am sehenswertesten erschien.

Also flog ich mit KLM zuerst via Amsterdam nach Delhi und dann mit Jet Airways einige Stunden später via Jaipur weiter nach Udaipur.

Udaipur

Um nach der langen Anreise in Udaipur nicht auf Hotelsuche gehen zu müssen, buchte ich über das Internet für die ersten 3 Nächte ein Zimmer im "Hotel Udai Niwas" (500 Rupien pro Übernachtung) und einen Flughafentransfer (350 Rupien).
Obwohl ich einen Tag vor meiner Abreise aus Deutschland noch einmal eine Rückbestätigung vom "Hotel Udai Niwas" per E-Mail bekam, wartete ich vor dem Flughafengebäue in Udaipur 45 Minuten vergeblich auf das in Aussicht gestellt Taxi. Ich war enttäuscht und ärgerte ich mich ein wenig, dann war das aber doch nicht soooo dramatisch. Der Flughafen von Udaipur ist klein und übersichtlich, so daß ich schnell den "Prepaid-Taxi-Schalter" fand. Ich kaufte ein Ticket und das mir zugewiesene Taxi brachte mich für nur 280 Rupien zum Hotel!
Im "Hotel Udai Niwas" angekommen sagte man mir, daß man den Flughafentransfer vergessen hatte zu organisieren, "sorry"... Mein Zimmer, welches ich dann eine Stunde nach meiner Ankunft im Hotel endlich beziehen konnte (...Hatte man meine Ankunft vielleicht sogar ganz vergessen?...) war ganz nett und vom Dachterassenrestaurant konnte ich eine tolle Aussicht auf die Stadt, die Berge und den See genießen.

Ich denke, hätte ich mein Zimmer im "Hotel Udai Niwas" nicht über das Internet von Europa aus gebucht, wäre ich einfach in dem Hotel erschienen, hätte ich es mit Sicherheit günstiger bekommen. Das Hotel und auch die meisten Unterkünfte in der Umgebung waren Ende November 2006 nicht ausgebucht.
In der Altstadt von Udaipur ist man ganz schön auf Touristen eingestellt: Ein Hotel neben dem anderen, ein Souvenir-Shop neben dem anderen etc....
Trotzdem wurde ich in Udaipur und in den anderen Orten Rajasthans, die ich danach besuchte, wider Erwarten selten nach dem Motto angesprochen "Bla, bla... Come into my shop... Have a look... Looking free..."

So konnte ich Udaipur und Umgebung ziemlich relaxed erkunden.


Es wird viel berichtet über die aufdringlichen Nepper und Schlepper etc. in Indien.
Ich machte meine bislang einzige größere "Erfahrung mit aufdringlichen Leuten in Indien" in Udaipur, und zwar im "Jagdish Tempel".
Hier die kurze Story:

Nachdem ich meine Schlappen am Eingang des "Jagdish Tempels" in der Altstadt von Udaipur abgelegt hatte, gesellte sich ein junger Mann zu mir und wollte mich in Sachen Tempelgeschichte aufklären.
Ich meinte zu ihm, er solle mich in Ruhe lassen, ich sei an eine Führung nicht interessiert, worauf er erwiderte, er sei kein Führer.
Er, lästig wie eine "Sch...hausfliege", lief weiter wie ein Schatten neben mir her und redete und redete... Ich konnte den Burschen einfach nicht abwimmeln und so auch meine Besichtigung des Tempels nicht wirklich genießen!
Als ich nach meinem Tempelrundgang meine Schlappen wieder anzog, bat der Bursche um Geld: Er sei Student und finanziere sein Studium mit Führungen durch den Tempel!
Ich meinte zu ihm, ich hätte ihm doch mehrmals zu verstehen gegeben, daß ich an einer Führung überhaupt nicht interessiert gewesen sei und weigerte mich, ihm auch nur eine Rupie zu geben.
Zwei Kerle, wovon der eine eine ordentliche Schnapsfahne hatte, verfolgten die Unterhaltung. Zuerst regten sie sich auf, weil ich dem angeblichen Studenten kein Geld geben wollte, dann hielten sie noch selbst die Hände auf.
Angeblich hätten die Männer auf meine Schlappen aufgepaßt. Komisch,dachte ich....:
"Als ich meine Schlappen auszog, stand kein Mensch am Tempeleingang. So konnten die doch garnicht wissen, daß die Schlappen, die ich mir angezogen hatte, überhaupt mir gehörten, zumal mittlerweile mehrere Paar Frauenschlappen am Tempeleingang lagen..."
Und als ich auch diesen Männern kein Trinkgeld gab, wurde ich von dem Kerl mit der Schnapsfahne unfreundlich gebeten, unverzüglich zur Straße hinunter zu gehen.......hmm...., man kann auch sagen, ich wurde aus dem Tempel geworfen..... (grrrrr..)
Denkt bitte nicht, daß ich ein Geizkragen bin. Aber diese Kerle - - nein, ich hatte meine Geldbörse geschlossen zu halten!!!

Ansonsten machte es mir viel Spaß durch Udaipur zu strolchen.
Hier einige Eindrücke:














Natürlich machte ich auch eine Bootstour mit einem 1/2stündigen Stop auf der Jagmandir-Insel auf dem Pichola-See.

Der Boots-Ableger befand sich in unmittelbarer Nähe des Boots-Ablegers für das "Hotel Lake Palace", unterhalb des City-Palastes.
Da ich bis zur gebuchten Bootstour noch knapp eine 3/4 Stunde warten mußte, begab ich mich in das nur einige Schritte entfernte Terassen-Restaurant, wo ich mir eine Flasche Mineralwasser bestellte.
Kein Tippfehler: 120 Rupien bezahlte ich dort für die Literflasche Wasser ohne Blub!

Hier einige Eindrücke von der Bootsour auf dem Pichola-See:














Am besten gefiel mir mein Ausflug per Tuk-Tuk hoch zum Monsoon-Palace
(Sajjan Garh).


Den Palast selbst empfand ich zwar nicht als besonders sehenswert ....





.... aber die Aussicht von dort auf Udaipur und die umliegenden Berge - einfach großartig.

Kann ich nur jedem empfehlen!





In Ahar, ca. 2 km von Udaipur entfernt, stehen in einer beeindruckenden Anlage über 250 restaurierte Kenotaphe der Maharadschas von Mewar:














Am Abend meines 3. Tages in Udaipur plante ich meine Weiterreise.
In knapp 3 1/4 Wochen mußte ich zurück in Delhi am Flughafen sein:
..... Kumbalgarh und Ranakpur würde ich auch gerne sehen ..... Kumbalgarh und Ranakpur liegen auf dem Weg nach Jodhpur ..... hmmm..... Für Fahrten mit dem Linienbus und Übernachtungen unterwegs ist nicht genug Zeit ..... hmmm.....
Ich suchte zwei Reisebüros auf. In beiden Reisebüros bekam ich die selben Auskünfte:
Eine Tagestour mit dem Taxi von Udaipur nach Kumbalgarh und Ranakpur sollte ca. 1000 Rupien kosten.
Kumbalgarh und Ranakpur doch auslassen und direkt nach Jaisalmer fahren?
Ende November 2006 war es zwar möglich mit einem Direktbus von Jaisalmer nach Udaipur zu fahren, nicht aber von Udaipur nach Jaisalmer.
Ich müßte mit dem Bus nach Jodhpur fahren und hätte lediglich ca. 10 Minuten Zeit in den Bus nach Jaisalmer zu wechseln.
Aber was wenn der Bus verspätet in Jodphur ankommt?
Doch erst Jodphur besichtigen und danach Jaisalmer?
Ich fragte nach dem Preis für eine Taxifahrt nach Jodhpur mit Stops in Kumbalgarh und Ranakpur: "2200 Rupien".
Mit vor Informationsverarbeitung qualmenden Schädel lief ich letztmalig um die Häuserblöcke und buchte schließlich für den nächsten Morgen die Taxifahrt nach Jodhpur mit Stops in Kumbalgarh und Ranakpur und die Ausgabe von 2200 Rupien habe ich alles andere als bereut.

Fahrt Udaipur - Kumbalgarh und Ranakpur - Jodhpur

Die Landschaft zwischen Kumbalgarh und Ranakpur ist einfach nur schön!Viele Bäume, grüne Hügel, Felder, kleine Dörfer ........
Ohne zu murren hielt mein Taxifahrer, wenn ich mir mal etwas näher betrachten oder ein Foto machen wollte.














Schließlich erreichten wir das "Fort Kumbalgarh" - hoch auf einem Berg thronend und der Ausblick auf die Umgebung..... einfach toll:


Der Mauerring des Forts ist ca. 36 km lang!










Zwei Stunden empfand ich zu kurz, um alles zu erkunden und zu genießen. Ich denke, ich werde irgendwann mal mehr Zeit in dieser Gegend verbringen.




Der "Jain Tempel" von Rankapur ...... puhhhh....... aus weißem Marmor erbaut und mit Figuren und Ornamenten bis ins kleinste Detail beschnitzt:











Hinter Ranakpur wurde die Taxifahrt etwas langweiliger. Das Land wurde flacher und die Gegend öder. Es gab nicht mehr viel zu sehen.

Eine Szene habe ich allerdings noch vor mir:
Mein Taxifahrer mußte austreten. So hielt er am Straßenrand an. Eine Horde Burschen erspähte mich im Taxi wartend.
Die Burschen liefen auf das Taxi zu und drückten sich ungläubig glotzend die Nasen an der Fensterscheibe platt. Ich dachte: Bleib gelassen! Mit Schimpfworten kannst'e die Kerle eh' nicht verscheuchen. Es kann doch nicht sein, daß die Burschen noch nie 'ne hellhäutige Europäerin live und in Farbe gesehen haben, wor wir uns doch an der Straße Udaipur-Jodhpur befinden, die von vielen Rajasthan-Reisenden frequentiert wird. Oder sehe ich wie eine Außerirdische aus?
Ich machte das Fenster einen kleinen Spalt weit auf und rief mit düster verstellter Stimme: "..... huuuuuuuhhh, I am a Alien...... huuuuuuuhhh......" Anschließend nahm ich meine Kamera in die Hand um ein Foto von den platten Nasen an der Fensterscheibe und den ungläubig guckenden Augen der Burschen zu machen, da bestieg mein Fahrer aber schon wieder den Wagen und die Fahrt ging weiter.

Jodhpur

In Jodhpur angekommen brachte mich mein Taxifahrer zum "Haveli Guest House", welches sich mitten in der Altstadt befindet und eine schöne Restaurant-Dachterasse hat, von welcher man auf die "blaue Stadt" und das "Fort Meherangarh" blicken kann. Dort wollte ich zuerst nach einer freien, preiswerten Unterkunft fragen und hatte Glück.
Ich bekam ein großes und sauberes Doppelzimmer mit allem drum und dran für 300 Rupien pro Nacht. Allerdings hatte mein Zimmer nur Fenster zum licht- durchfluteten Innenhof hin. Die Räume mit Fenstern zur Straße hin waren erheblich teurer. Aber warum sollte ich 500 - 800 Euro mehr ausgeben? Ich wollte meine Tage in Jodhpur doch nicht im Zimmer verbringen. Ich brauchte doch nur ein Bett für die Nacht, eine Dusche und eine Toilette.

Sehr früh am nächsten Morgen machte ich mich per Tuk-Tuk auf den Weg zum "Fort Mehherangarh".


Nach einem langen Rundgang durch die diversen, für die für die Öffentlichkeit zugänglichen Höfe und teils wirklich sehenswerten Paläste,


- hier noch die Handabdrücke der Witwen von Man Singh, die sich 1843 auf seinem Scheiterhaufen mit verbrannten -



genoß ich noch zwischen den antiken Kanonenanlagen auf der Fortmauer sitzend eine ganze Zeit lang die Aussicht auf die "blaue Stadt" und spazierte anschließend über einen Treppenfußweg zurück in die Altstadt von Jodhpur.














Normalerweise habe ich einen ganz guten Orientierungssinn. Aber diesmal.... Ich fand einfach nicht zu meinem Hotel zurück, so daß ich auf ein Tuk-Tuk zurückgreifen mußte. Hatte mich ganz ordentlich verlaufen!

Später streifte ich durch einige Gassen außerhalb der Stadtmauern und bummelte über den lebhaften Markt am Uhrenturm in der Altstadt Jodhpurs.




Dann hatte ich in Jodhpur alles gesehen was ich mir ansehen wollte.




Ich beschloß, am nächsten Morgen mit dem öffentlichen Bus nach Jaisalmer zu fahren.




Fahrt Jodhpur - Jaisalmer

Sehr früh am Morgen machte ich mich per Tuk-Tuk auf den Weg zur Goverment-Bus-Station und kletterte dort mit meinem Rucksack in den Bus nach Jaisalmer. Ich war die einzige Touristin in dem Bus bzw. auch der einzige Tourist.
Die Fahrt kostete 92 Rupien und dauerte ca. 6 Stunden (ca. 330 KM).
Die Fahrt mit dem Goverment-Bus war nicht sehr komfortabel. Es gab weder auf dem Bus noch in dem Bus einen Platz, wo ich mein Gepäck ablegen konnte.
Der Bus füllte sich schnell und war noch schneller überfüllt.
Eine Horde Soldaten quetschte sich auf die Sitze um mich herum. Die beiden armen Soldaten direkt neben mir .......(grins)..... Über Stunden hatten die Burschen meinen großen Rucksack auf ihren Knien liegen....... Die Landschaft war während der Fahrt nicht sehr abwechslungsreich: Sand, Steine, Büsche, Sand und nochmal Sand.....
Als die Soldaten nach knapp 4 Stunden den Bus verließen, bestiegen andere Burschen den Bus, die sich nach Touristen umsahen.
Schnell war ich erspäht und man drückte mir mehrere Hotelbroschüren in die Hand:
Auf jeder Broschüre stand das gleiche: 100 Rupien pro Übernachtung! Kostenloser Transport zum Hotel!
Hmm, dachte ich. Eigentlich wollte ich mich doch nicht auf Schlepper einlassen. Aber bei den Angeboten? Naja. Gucken kostet ja nichts!
Kurz vor Jaisalmer stoppte der Bus noch einmal und ich hatte als Weißhaut eine Touristengebühr in Höhe von 20 Rupien zu zahlen.

Jaisalmer

An der Busstation in Jaisalmer angekommen, wurde ich sofort von einer Männertraube umringt. Jeder wollte mich zu seinem, dem "besten" und "preisgünstigsten" Hotel bringen.
Ich folgte einem der Männer, der mich zum "Hotel Henna", etwas außerhalb der Fortmauern, brachte. Man zeigte mir dort ein sauberes Doppelzimmer mit Bad, Heißwasser, europ. Toilette und sogar mal wirklich frisch duftender Wolldecke für 100 Rupien. Ich besichtigte das Dachterassen-Restaurant. Sofort war ich von dem tollen, irgendwie unwirklichen Blick auf das Fort begeistert. Ich blieb in dem Hotel und traf dort auf einige wirklich nette, unterhaltsame, ebenfalls Reisende.
Jaisalmer hat mir sehr gut gefallen, sogar besser als Udaipur und steht auf Platz 1 meiner "Orte die ich in Rajasthan erkundet habe-Wertungsscala".
Außerhalb der Fortmauern war das Dorfleben ziemlich überschaubar und ruhig.
Von meinem Hotel aus mußte ich zwar ca. 10 Minuten bis zum Eingang des Forts eine Hauptstraße entlang laufen, hatte aber auf dem Weg nicht einmal das Gefühl im nächsten Augenblick von einem herannahenden Fahrzeug überrollt zu werden.
Während meiner Rundgänge durch das Gebiet außerhalb der Fortmauern lief ich mehrmals in kleine Gassen hinein, die sich als Sackgassen entpuppten, wo die Bewohner Jaisalmers ihren Alltag leben. Stets wurde ich von den Anwohnern freundlich gebeten, zurück zu einer der Hauptwege zu gehen, was ich auch sofort akzeptierte.



Innerhalb der Fortmauern ging es schon touristischer zu. Jede Menge Hotels, Restaurants und Souvenir-Shops, deren Inhaber Geschäfte mit mir machen wollten. Mittlerweile waren meine Sorgen und Probleme, die mich in Deutschland manchmal bedrücken, weit weg. Ich war schon ziemlich gelassen und es machte mir ab und an Spaß, mit den Shop-Inhabern zu witzeln.
Und dann die schönen Gebäude innerhalb des Forts, die tollen Aussichten auf die Stadt.

Hier und da setzte ich mich mal auf Treppenstufen in den Schatten, beobachete die Leute und kleine Details wie z. B. eine Kuh, die an einem tropfenden Wasserkran nippelte. Dann genoß ich in einem tibetischen Restaurant welches ich erspähte mal wieder "Momos" - mampf.... lecker....












Eine tierische Mörtel-Misch-Maschine



Mittlerweile rasselte es in meinen Bronchien, so daß ich mir in einer Apotheke Medikamente gegen Erkältung kaufte. An einer mehrtägigen Kamel-Safari war nicht mehr zu denken. So machte ich mit einem weiteren Tourist aus meinem Hotel einen 1/2-Tages-Ausflug in die Wüste (600 Rupien).
Tapfer hielt ich mich für ca. 3 Stunden in dem Sattel des mir zugewiesenen Kamels "Michael Jackson" und später am Abend saßen wir bei einem einfachen Dinner in der Wüste am Lagerfeuer. Ein netter Ausflug:







Fahrt Jaisalmer - Bikaner

Nach 3 Nächten in Jaisalmer begab ich mich diesmal per Deluxe-Bus und nicht per Goverment-Bus nach Bikaner. Die Fahrt kostete 150 Rupien.
Die Burschen des Hotels Henna brachten mich kostenlos zum Busbahnhof.
Der Deluxe-Bus hatte einen Kofferraum, in der mein Rucksack verstaut wurde, so daß ich mich komfortabel in meinen Sitz kuscheln konnte.
Soweit ich mich erinnern kann, brauchte der Bus ca. 7- 8 Stunden für die 326 km nach Bikaner. Und diesmal war ich sogar nicht der einzige Tourist an Bord. Eine (1)weitere Touristin hatte einen Platz in dem gleichen Bus gebucht. So waren wir diesmal zu zweit zwischen all den Indern.
Auch während dieser Fahrt gab es nicht viel zu sehen: Wüste, Steine, Büsche, hier ein Haus, da ein kleines Dorf.........

Bikaner

In Bikaner angekommen wartete der Eigentümer des Hotels "Kishan-Palace" auf mich, organisiert von den Burschen de Hotels Henna in Jaisalmer.
Ich bekam ein sauberes Zimmer mit Badezimmer, europ. Toilette, Heißwasser, TV, für sage und schreibe 120 Rupien pro Nacht. Auf der anderen Seite war ich diesmal der einzige Gast in dem kleinen Hotel.Der Eigentümer des Hotels war so freundlich und schrieb mir auf ein Blatt Papier, wieviel die Tuk-Tuk-Fahrten zu den Sehenswürdigkeiten in und um Bikaner in der Regel kosten.

Nach einer kurzen Erfrischung machte ich mich auf den Weg in die Altstadt.
Ich stellte mich an die Straßenseite und stoppte ein Tuk-Tuk. Ich wollte den Jain-Tempel in der Altstadt von Bikaner besichtigen. Unterwegs stoppte mein Fahrer 3 x und ich hatte Leuten am Straßenrand zu sagen, wohin ich wollte.Letztendlich stoppte der Fahrer am Eingang zum "Junagarh Fort".
Ich sagte: "Not Junagarh Fort - "Jain Tempel in the old town"!
Der Fahrer zuckte mit den Schultern und fuhr wahrscheinlich planlos weiter.
Als ich das Hauptpostamt erspähte, bat ich den Fahrer anzuhalten, verließ innerlich brodelnd das Tuk-Tuk und fand anhand eines Stadtplanes in meinem Reiseführer selbst den Weg in die Altstadt.

Mittlerweile wieder etwas entspannter spazierte ich dort an einigen Havelis vorbei. Die Fassaden der und vor allem die Fassadengemälde an den Havelis wirkten zwar allesamt ziemlich angerottet, mit etwas Phantasie konnte ich mir aber vorstellen wie prachtvoll die Havelis in der Vergangenheit mal ausgesehen haben müssen.



Das Foto mit den beiden Mädchen entstand wie folgt:
Ich stand auf der Straße und beäugelte unter Beobachtung des auf der rechten Seite zu sehenen Mädchens das Fassadengemäldete. Als ich meinen Fotoapparat zücken wollte, gestikulierte das Mädchen, ich solle warten und rannte in das Gebäude. Dann erschien das Mädchen mit einem weiteren Mädchen an den Fenstern und warfen sich gemeinsam für mein Foto in Pose. Eine nette Erinnerung an Bikaner.





Irgendwann stand ich vor dem Jain-Tempel. Die Innenwände des Tempels sind fast lückenlos mit prachtvollen, gut erhaltenen Gemälden versehen und vom Tempelturm hat man einen netten Blick auf die Dächer von Bikaner. Wenn man schon in Bikaner ist, sollte man sich den Tempel wirklich ansehen!









Neben dem Tempel erspähte ich eine Anlage mit etlichen Kühen, dem Bikaner-Kuh-Krankenhaus!



Langsam fing es draußen an zu dämmern. Es war Zeit für die Rückfahrt zum Hotel.
Ich hatte schon die schlimmsten Befürchtungen: Finde ich einen Taxifahrer, der mich vesteht und mich zum richtigen Hotel bringt? Nahe des Tempels sprach ich den erstbesten Tuk-Tuk-Fahrer an, der mich Gott sei Dank verstand und mich zu dem von meinem Hotelier aufgeschriebenen Preis ohne Fragestops zurück zum Hotel brachte.
Komisch, in den nächsten beiden Tagen hatte ich mit den Tuk-Tuk-Fahrern in Bikaner keine Kommunikationsprobleme mehr.
Hatte sowohl in Bikaner wie auch später in Jaipur den Eindruck, die Tuk-Tuk-Fahrer in diesen Orten haben einen Blick für gerade angekommene Touristen, denen man durch zum Ziel führende Umwege aufgrund noch fehlender Orientierung vielleicht etwas mehr Geld aus den Taschen ziehen kann als vor Fahrtantritt vereinbart.

Ausflug nach Deshnok zum Karni-Mata-Tempel

Für ca. 15 Rupien pro Stecke fuhr ich am nächsten Tag mit dem öffentlichen Bus zum 36 km von Bikaner entfernten Rattentempel.
Die Tempelratten dort sind alle sehr klein, viel, viel kleiner als unsere Kanalratten. Der Tempel ist ein wahres Ratten-Paradies.





Die Futtertröge werden permanent von Gläubigen gefüllt, so daß manche Ratten mit einem mit Süßigkeiten gefüllten Bauch auf und zwischen den Heiligtümern relaxten.



Andere veranstalteten Wettrennen oder verprügelten sich gegenseitig und immer wieder mal rannte eine Ratte über meine Füße.
Überwältigt war ich, als ich eine der eigentlich selten zu sehenden "weißen Ratten" erspähte. Der Anblick einer solchen Ratte soll ja schließlich besonders viel Glück bringen.


In einem Reiseführer habe ich gelesen, daß es in dem Tempel ekelerregend stinken soll.
Ich empfand den Geruch innerhalb der doch ziemlich offenen Tempelanlage nicht schlimmer als in einem normalen Zoogehege, was vielleicht daran lag, daß ich in einer noch nicht sooo heißen Jahreszeit in Rajasthan war.

Bevor ich mir meine Schuhe wieder anziehen konnte, mußte ich allerdings einiges an klebrigem Rattenfutter von den Fußsohlen abpuhlen.


Am späten Nachmittag besichtigte ich in der Nähe von Bikaner noch eine Kamel-Aufzucht-Farm und am darauf folgenden Tag das Junagarh Fort, welches von innen ganz gut ausgestattet, wirklich sehenswert ist.















Links ist Mr. Bikaner zu sehen. Ein strammes Kerlchen!

Dann war es an der Zeit, die ziemlich staubige Stadt zu verlassen.




Fahrt Bikaner - Pushkar

Diesmal buchte ich eine Schlafpritsche in einem Deluxe Bus, da ich eine Nachtfahrt vor mir hatte. Um 10.00 Uhr am Abend ging die Fahrt los und Pushkar wurde gegen 4.00 Uhr am nächsten Morgen erreicht (ca. 400 KM). Die Fahrt kostete 150 Rupien und wieder mal war ich der einzige Ausländer im Bus. Ansonsten war der Bus mit einer Großfamilie aus Bikaner überfüllt, die zu einer Hochzeit in Ajmer eingeladen war. Die Großfamilie hatte während der Fahrt viel laut zu bereden, so daß ich nicht wirklich ein Auge zumachen konnte (...grins.....)

Puskhar

In Pushkar gegen 4.00 Uhr in der Nacht angekommen, warteten wieder einmal einige Schlepper, die mich zu dem besten und preisgünstigten Hotel bringen wollten.
Es war noch stockdunkel und die Umgebung der Bushaltestelle sah mit seinen Bretterverschlägen und hier und da draußen schlafenden Menschen nicht gerade einladend aus. So ging ich mit einem der Schlepper, der mich zu einem Hotel brachte, indem ich ein für 150 Rupien ein Doppelzimer mit Bad, europ. Toilette und Heißwasser bekam.
Das Hotel befand sich etwas oberhalb der Basar-Straße, inmitten eines Viertels wo die Einheimischen leben. Eine ca. 1,50 Meter breite Gasse führte zu dem Hotel.
In der Hoffnung, daß ich nicht plötzlich angepinkelt oder angeschissen werde, mußte ich mich ab und an an einer Kuh und auch an ihre Notdurft in der Wasserrinne der Gasse verrichtenden Menschen vorbeischleichen. Gott sei Dank hatte ich stets Glück....., hatte ja einige Tage zuvor eine weiße Ratte im Karni-Mata-Tempel gesehen.
(Ich denke, hätte ich ein Zimmer in einem der Gästehäuser an der Basar-Straße genommen, währe ich wahrscheinlich nicht mit der Geschäftsverrichtung in aller Öffentlichkeit konfrontiert worden.)
Pushkar war ansonsten ein Paradies nach dem staubigen Bikaner. Am See fand ich einige ruhige Plätze und Restaurants mit komfortabelen Rattan-Sesseln zum relaxen.
Jeden Morgen frühstückte ich im R.S.Restaurant am Brahma-Tempel. Von dort konnte ich schön den Trubel um den Tempel beobachten. Aber auch das Essen war mit seinen für den indischen Gaumen ausgerichteten Gerichten richtig lecker.

Hier einige Eindrücke:
























"Zeche Nasenloch" sucht 'nen Bohrer!







Nach 4 Tagen in Pushkar war es allerdings dann an der Zeit weiter nach Jaipur zu reisen.



Fahrt nach Jaipur

Für die Fahrt von Pushkar nach Jaipur (ca. 150 KM) mit dem Deluxe Bus zahlte ich 150 Rupien und der Bus war sogar ca. zur Hälfte mit Touristen besetzt.

Jaipur

In Jaipur angekommen, befand ich mich in einer Traube von Tuk-Tuk-Fahrern. Zu einem der Tuk-Tuk-Fahrer sagte ich nur 4 Worte: "Hotel Evergreen, how much?"
Er: "Ok, 30 Rupien" ......... Ich bestieg das Tuk-Tuk.
Dieser Tuk-Tuk-Fahrer versuchte nicht, mich in ein anderes Hotel zu locken, hatte aber auch "Dollarzeichen" in seinen Augen, da er mich zu einer Stadtrundfahrt am nächsten Morgen überreden wollte: "Oh, you are geman? I have already ..... bla bla bla ..... made with many german People sightseeing tours........"
Ich lehnte dankend ab.

Im "Hotel Evergreen" bekam ich für 350 Rupien pro Nacht ein sauberes Doppelzimmer mit Bad, europ. Toilette und Warmwasser und der große, begrünte Garten inmitten des Hotel-Komplexes war eine Oase der Ruhe in der trubeligen Stadt.
Am nächsten Morgen stoppte ich am Straßenrand den erstbesten Fahrrad-Rickshaw-Fahrer. Ich sagte ihm, ich wolle zum "Hawa Mahal", wir besprachen den Preis, ich setzte mich auf die Pritsche und er radelte los. Wie in Bikaner stoppte auch dieser Fahrer mehrmals, um sich bei am Straßenrand stehenden Leuten nach dem von mir gewünschten Fahrziel zu erkunden. Irgendwann hatte ich die Nase voll und ließ mich irgendwo an irgendeiner breiten Hauptstraße absetzen. Ich erspähte zwei Polizisten, die mir den Weg zu einem der Tore der von einem Mauerring umgebenen Altstadt wiesen. Letztendlich fand ich dann mittels des Stadtplanes in einem meiner Reiseführer selbst den "Palast der Winde". Zurückblickend muß ich sagen, daß ich aufgrund dieses eigentlich nicht geplanten Fußmarsches einiges von dem trubeligen Alltag auf den Straßen und vor und in den Geschäften Jaipurs in mir aufnehmen konnte.














Ausflug zum Fort Amber

Am nächsten Morgen erkundigte ich mich bei dem erstbesten Fahrrad-Rickshaw-Fahrer, wie ich am besten zum Fort Amber kommen würde. Er verstand mich sofort, fuhr mich ohne Umwege zum Hawa Mahal und führte mich dort sogar zu dem Linienbus "Jaipur - Amber".
Blättere ich in Broschüren der Reisegesellschaften, ist das Fort Amber immer eines der Highlights einer jeden Rajasthan-Reise. Ich allerdings, war vom Inneren des Forts nach all den Palästen und Forts, die ich zuvor auf dieser Reise gesehen hatte, ein wenig enttäuscht.
Ok, das Fort selbst liegt sehr schön auf einem Hügel zwischen vielen grünen Hügeln und die Aussicht vom Fort auf die Umgebung ist ganz nett.
Ich hoffe allerdings, daß nicht zu spät mit den Restaurationsarbeiten in den Räumlichkeiten innerhalb des Forts begonnen wurde.
Viele Wände innerhalb des Forts waren von Touristen mit Sprüchen bekritzelt.
Einige Räume waren so sehr verrottet, daß man die Decken- und Wandmalereien nur noch erahnen konnte.

In einigen Räumen fehlten vor allem bis über Kopfhöhe Dekorkacheln und Dekorspiegel an den Wänden, wahrscheinlich von Souvenir-Jägern zu Zeiten abgebrochen, als in diesen Räumen noch keine Abstandshalter zu den Wänden angebracht waren.

Hier noch einige Eindrücke:




















Am dritten Tag nach meiner Ankunft in Jaipur lief ich zuerst zum Busbahnhof und reservierte mir einen Platz in einem Bus nach Delhi der Silverline. Anschließend ließ ich mich vom wieder einmal erstbesten Fahrrad-Rickshaw-Fahrer zum Freilichtobservatorium "Jantar Mantar" radeln.
Wider Erwarten war ich total beeindruckt von dem, war der Astrologie-Fan "Jai Singh" zwischen 1728 und 1734 so an steinernden Meßinstrumenten errichten ließ.








Anschließend besichtigte ich noch den Stadtpalast, bevor ich in diesem Urlaub letztmalig durch die Straßen von Pink City schlenderte.

























Fahrt Jaipur - Delhi

So. Mein Urlaub näherte sich seinem Ende. Es war an der Zeit zurück nach Delhi zu fahren. Für die 260 km brauchte der Bus länger als die angekündigten ca. 5 1/2 Stunden, und war ca. 7 Stunden.
Je mehr wir uns Delhi näherten wurde der Straßenverkehr immer dichter, so daß der Bus zeitweise nur noch im Schritttempo vorwärts kamen.

Delhi

In Delhi angekommen ließ ich mich per Tuk-Tuk zur Arakashan Road bringen. Ich wollte versuchen, im Hotel Ajanta oder in einem der Nachbarhotels ein günstiges Zimmer zu bekommen. Während der Fahrt fragte mich mein Fahrer natürlich, ob ich ein Zimmer im Ajanta schon im voraus gebucht hätte. Auf diese Frage bereits eingestellt sagte ich mit fester Stimme einfach "ja". Trotzdem versuchte der Tuk-Tuk-Fahrer mich zu überreden, in einem anderen Hotel abzusteigen. Ich sagte wieder mit fester Stimme, daß im Ajanta Freunde auf mich warten würden, was natürlich nicht stimmte. Von da an hatte ich für den Rest der Fahrt meine Ruhe.
Und tatsächlich bekam ich im Ajanta ein schmales aber sauberes Zimmer mit einem Zugang zu einem Balkon und einem großen Fernseher für 500 Rupien pro Nacht, welches sich allerdings in einem älteren, noch nicht modernisierten Hoteltrakt befand.
In Delhi unternahm ich nicht mehr viel. Einmal schlenderte ich zum Connaught Place und zurück und einmal schlenderte ich durch die Geschäfte und Gassen von Pahar Ganj bevor ich zurück nach Deutschland flog.

Zusammengefaßt:

Auch wenn ich allein durch Rajathan gereist bin, habe ich mich zu keiner Zeit unwohl oder unsicher gefühlt. Hier und da traf ich auf andere Reisende, Leute aus der ganzen Welt. Wir trafen aufeinander, sprachen mal länger, mal kürzer miteinander, dann trennten sich unsere Wege. Mit einigen Leuten stehe ich sogar noch in E-Mail-Kontakt.

Vor meiner Reise hatte ich viel von den Hotelschleppern in Rajasthan gelesen. Ich wollte mich eigentlich nicht auf diese Leute einlassen und mir immer selbst ein Hotel suchen.
Letztendlich ließ ich mich doch auf einige Hotelschlepper ein und war stets mit der Unterkunft bei dem Preis zufrieden .

Ich hasse es in Deutschland mal mit dem Linienbus oder mit dem Zug fahren zu müssen. Dauert die Fahrt länger als eine halbe Stunde, fange ich schon auf dem Sitz hin und her zu wackeln. Nicht in Indien. Ich liebe die Völkerstudien die man dort während einer Bus- oder Zugfahrt betreiben kann.

Es war nett etwas von Rajasthan gesehen zu haben. Ich liebe allerdings mehr die grünen Gegenden und die Bergwelt Indiens.

Ich glaube, während meines nächsten Indienurlaubs werde ich irgendwo durch den Norden streifen ......

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