Vielleicht in Darjeelling und Sikkim?
Schnell strich ich diese Gedanken, da ich die Info bekam, daß die Regenwahrscheinlichkeit Anfang Juni in diesem Gebiet stets schon ziemlich hoch ist und die Wahrscheinlichkeit einen Blick auf den Kanchenjunga, dem dritthöchsten Berg der Erde werfen zu können, ziemlich niedrig ist.
Hmmm, was nun?
Nach einigen Überlegungen entschloß ich mich zu einem Trip in die Hügel von Uttaranchal, da dieses Gebiet für mich bis dahin noch eine weißer Feck auf meiner Indien-Landkarte war.
Die Infos über Regionen Kumaon und Garhwal in den in Deutschland erhältlichen Reiseführern sind ziemlich dürftig. In den diversen Indienforen bekam ich aber einige wertvolle Tips.
Von Deutschland aus buchte ich über das Internet einen Flug mit KLM nach Delhi,
2 Übernachtungen im preisgünstigen Hotel Smyle Inn in Paharganj (665 Rupien für 2 Nächte und 420 Rupien für den Airport pickup), und eine Zugfahrt nach Kathgodam.
In Kathgodam angekommen würde ich nach Gemütsverfassung entscheiden, wohin ich von dort aus fahre.
Nun muß ich ginsen:
In Amsterdam angekommen, mußte ich bis zum Flug "Amsterdam - Delhi" ca. 4 Stunden warten. Ich war hundemüde. So passierte ich ziemlich schnell die Passkontrolle, begab mich zu meinem Gate und setzte mich am Rande des noch geschlossenen Schalter nieder.
Ich schaute mich um und sah einige Leute auf dem Fußboden schlummern.
So zog ich meinen dünnen Schlafsack sowie mein kleines Federkopfkissen aus meinem
Handgepäck-Rucksack und mummelte mich ein.....
Irgendwann schreckte ich hoch: "It's boarding-time!!!"
Verwirrt schaute ich auf eine lange Schlange von Mitfliegern. Mit hochrotem Kopf stopfte ich meine Schlafutensilien schnell in den Rucksack......
In Delhi angekommen mußte ich an der Gepäckaufgabe eine ganze Weile auf meinen großen Rucksack warten. Ob es diesmal mit dem von Deutschland aus gebuchten Transfer zum Hotel klappt? Ja, am Ausgang stand tatsächlich ein Bursche mit einem Pappschild auf welchem mein Name zu lesen war.
Im Hotel angekommen, begab ich mich sofort auf das für mich bereitgestellte Zimmer, fiel ins Bett und schlummerte trotz "no A/C mitten im Hochsommer in Delhi" sanft bis 10.30 Uhr am nächsten Morgen.
Nach einem kurzen Bummel über den Main Bazaar machte mich am frühen Abend per Tuk-Tuk auf den Weg zur Old-Delhi-Railway-Station, von welcher mein Zug nach Kathgodam abfahren sollte.
Als mein Zug in den Bahnhof einfuhr, brach so etwas wie ein kleines Chaos aus. Die Menschen auf dem Bahnsteig liefen plötzlich in die verschiedendsten Richtungen und ich mitten drin.
Letztendlich fand ich aber dann noch rechtzeitig vor Abfahrt das Abteil, in welchem ich für mich eine Schlafpritsche gebucht hatte.
Nachdem ich meinen großen und auch den kleinen Rucksack mittels einem aus Deutschland mitgebrachten Fahrradschloß angekettet hatte, mummelte ich mich in meinen Schlafsack ein und döste bis Kathgodam vor mich hin.
In Kathgodam angekommen setzte ich mich erst einmal auf eine Mauer außerhalb des Bahnhofs:
Wohin nun? Nainital , Ranikhet oder Amora? In Nainital ist zur Zeit touristische Hochsaison und es soll schwierig sein ein Zimmer zu bekommen..... hmm.....
Spontan entschlossen setzte ich mich in ein Sammeltaxi nach Almora, welches ich mir mit 3 indischen Touisten teilte.
Almora - Pappersaili - Kasar Devi
In Almora angekommen fragte ich nach einem Taxi zum Khim's Guesthouse, einige Kilometer außerhalb von Almora in Pappersaili, welches mir übers Internet empfohlen worden war.
Wie bitte? 200 Rupien für einige wenige Kilometer wo die 2-stündige Fahrt von Kathgodam nach Almora doch nur (4 Personen x 60 Rupien =) 240 Rupien gekostet hatte?
Da ich mich noch nicht in Almora auskannte nahm ich das Taxi. Später erfuhr ich, daß für die paar Kilometer wirklich ein Preis von 150 Rupien üblich ist.
Im Khim's Guesthouse waren noch mehrere Zimmer frei. Ich konnte zwischen einem Raum mit Gemeinschafttoilette und Gemeinschaftsdusche für 250 Rupien pro Nacht und einem Bungalow mit Bad (allerdings Stehklo) und einer Küche, in der sich zwar eine Arbeitsplatte mit Spüle aber keine Kochgelegenheit befand, für 400 Rupien pro Nacht, wählen. Ich wählte den Bungalow, der sogar für kühlere Nächte mit einem Holzofen ausgestattet war.
Von Khim's Guesthouse mit seinen verstreut oben an einem Hang errichteten Bungalows bin ich noch heute angetan. Es war herrlich, auf der kleinen Terasse vor meinem Bungalow oder auf der Gemeinschaftsterasse zu sitzen um die Aussicht auf die Berge zu genießen und den Vögeln beim Zwitschern zuzuhören - Ruhe und Frieden.
Khim, seine Familie und die übrigen Gäste, überwiegend Langzeittouristen, waren allesamt sehr freundlich und unterhaltsam und das Essen, was die Familie für uns kochte: Vom Omlett über Thunfischsalat bis hin zu Biryani einfach lecker!!!!
Stundenlang lief ich lediglich von Windgeräuschen und Vogelgezwitscher begleitet auf Trampelpfaden den Hängen abseits der Straßen in der Umgebung von Pappersaili entlang: Hier ein kleines Waldtempelchen, da eine schöne Aussicht auf's Tal.
Zweimal spazierte ich nach Almora, eine nette Kleinstadt auf 1650 m Höhe mit einer ca. 2 km langen, autofreien Bazar-Straße, wo überwiegend das normale Leben tobt.
Hier einige Eindrücke von den Spaziergängen und Almora:
An einem anderen Tag schlenderte ich nach Kasar Devi um mir den dortigen Kasar-Devi-Tempel anzusehen, wo einst Swami Vivekananda meditierte.
Am Kasar-Devi-Tempel plauderte ich mit einer jungen Israelitin als sich der Tempelwächter, ein kauzig aussehender Typ, zu uns gesellte und uns Tee offerierte.
Mehr als eine Stunde saßen wir auf einer Mauer beisammen und sprachen Tee schlürfend über Gott und die Welt. Ein netter Gedankenaustausch.
Nur schade war, daß ich zu einer Jahreszeit im Kumaon-Gebiet war, in der man nur selten einen Blick auf die Schneeberge erhaschen kann.
Fahrt Almora - Kausani
Nach 5 Tagen in und um Almora war es für mich an der Zeit, ins 51 km entferte Kausani zu fahren. Khim besorgte mir ein Taxi, welches mich für 1000 Rupien durch eine nette Landschaft zur mehr als 2 indische Autostunden entfernten Hillstation Kausani fuhr.
Kausani
In Kausani (2000 m), einer Ansammlung von Hotels, Restaurants und sogenannten Sunset- and Sunrise-Points am späten Vormittag angekommen, war ich ganz aus dem Häuschen. Ich sah die schneebedeckten Himalajagipfel - - ganz, ganz nah vor mir!
In einem größeren Hotel, der Uttarakhand Tourist Lodge mit schöner Aussichtsterasse, nahm ich mir ein Zimmer für 600 Rupien pro Nacht und legte mich erst einmal auf's Ohr. Die Aussicht auf die Berge wollte ich später genießen..... Als ich am frühen Nachmittag wach wurde, waren die Schneeberge zu meiner Enttäuschung verschwunden (und ich sah sie auch am folgenden Tag in Kausani nicht mehr).
Am Abend stellte ich mir den Wecker auf 5.00 Uhr. Ich wollte den Sonnenaufgang genießen.
Mit diesem Vorhaben war ich allerdings nicht allein. Geweckt wurde ich bereits bevor mein Wecker klingelte.
Gegen Abend hatten viele indische "Ein-Tages-Kurzurlauber" das Hotel bezogen. Den indischen Gebräuchen entsprechend (grins...., habe ich schon oft in Indien erlebt) wurden bereits vor 5.00 Uhr die Möbel in den Hotelzimmern über und um meinem Zimmer verrückt.
Ich erinnere mich gerade daran, daß, als ich am späten Nachmittag auf einer Sunset-and Sunrise-Point-Terasse saß, eine indische Großfamilie kam, um wie ich, dort den Sonnenuntergang zu genießen. Schnell kam ich mal wieder vor allem mit den Frauen der Familie ins Gespräch.
Während dessen machte das Oberhaupt der Familie minutenlang Vidoaufnahmen in Richtung wolkenverhangener Himalajaberge und besprach den Film.
Ich grinste in mich hinein, dachte: Habe ich "Knöppe auf den Augen?" und fragte den Herrn, was er denn so lange gefilmt hätte.
Er zumindest sah in den weit entfernten Wolken die Schneeberge und nannte mir die Namen der Wolken .... ähhh.... Schneeberge..
Später, zurück in meinem Hotel, lernte ich meine neue Zimmernachbarn kennen, ein Pärchen aus Alaska, welches am frühen Abend per Bus und Sammeljeeps nach 13stündiger Fahrt aus Joshimat angereist war.
Sie erzählten, erzählten und schnell stellte ich fest, daß ich auch diesen Fleck Uttaranchals noch in diesem Urlaub etwas erkunden könnte.
So begeistert wie von Almora und Umgebung war ich von Kausani nicht. Kausani selbst empfand ich lediglich als eine Ansammlung von Hotels, Sunset- und Sunrise-Terassen, Restaurants und einigen wenigen Shops in bäuerlicher Umgebung.
Hier noch einige Eindrücke:
Also begab ich mich nach zwei Nächten in Kausani gegen 6.00 Uhr in der Frühe zur dortigen Bushaltestelle um einen Platz im nächsten Bus Richtung Ghawal zu erhaschen.
Fahrt von Kausani nach Joshimath
Ich hatte Glück. Im nächsten Bus war noch ein Plätzchen zwischen einer Familie aus der Nähe von Nainital, die auf Urlaubstour war, für mich frei. Zuerst saß ich neben dem Familienoberhaupt. Dann wechselte seine Teenagertochter zu mir rüber um mit mir zu quasseln.
Nachdem unser Frühstücksstop in Gwaldam endete, wurde das Mädchen müde. Ihr Kopf fiel auf meinen Schoß. Ich legte mein aus Deutschland mitgebrachtes kleines Federkissen unter ihren Kopf und so schlummerte sie bis Karnaprayag auf meinem Schoß.
In Karnaprayag angekommen trennten uns unsere Wege, indem ich im Gegensatz zu der indischen Familie in den Bus in Richtung Joshimath stieg. Wieder hatte ich Glück und konnte einen Fensterplatz, nun auf der der Fahrerseite gegenüber liegenden Seite, erhaschen.
(Ich liebe es, während meiner Busfahrten etwas zu sehen, so daß ich schon vor dem Besteigen eines Busses anhand von Straßenkarten stets abchecke, möglichst nicht auf der Hangseite in einem Bus zu sitzen.)
Ich wußte nicht, daß diese Busfahrt mich nur bis Chamoli führen würde.
Gegen 3.00 Uhr am Nachmittag errreichen wir die Ortschaft und ich suchte nach einer Mitfahrgelegenheit nach Joshimat. Was, kein Bus oder Taxi fährt heute mehr nach Joshimat?
Ich wandte mich an zwei in der Nähe der Bushaltestelle stehene Polizisten: Nein, eine Weiterfahrt nach Joshimath sei erst am nächsten Morgen möglich.
Wollte man mich hier in Chamoli veräppeln? Ohne Info's über diese Gegend, planlos und ziemlich hilflos lief ich die staubige, unscheinbare Durchgangstraße entlang.
Ich ging in das nächstbeste Hotel und rief nach einem Bediensteten. Keine Reaktion. Hinter der Rezeption erspähte ich einen in tiefschlaf versunkenden Portier. Ich stupste ihn an. Er schreckte hoch. Übelst gelaunt und brummend brachte er mich vor ein Zimmer, welches 600 Rupien für eine Nacht kosten sollte. Ich bat den Burschen, mir das Zimmer "bevor" ich es buche, erst einmal zu zeigen. Er weigerte sich strikt, die Tür für eine Besichtigung vor Buchung zu öffen.
Wütend und trotz des großen Rucksacks auf dem Rücken und kleinen Rucksack vor der Brust verließ ich schnellen Schrittes das Hotel.
Vor der Hoteltür an der Straße realisierte ich die Situation: Muß ich zurückkehren und kleine Brötchen backen, wenn alle anderen Hotels in Chamoli ausgebucht sind? Oder muß ich vielleicht sogar die Nacht über draußen verbringen?
Ich entfernte mich erst einmal außer Sichtweite des Hotels und erspähte ein anderes Hotel, in welchem ich "vor" Besichtigung ein Zimmer für 600 Rupien buchte.
Gegen 5.30 Uhr am nächsten Morgen machte ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle in Chamoli und konnte in dem Bus nach Joshimat einen Fensterplatz auf der mehr Sicht versprechenden Abhang- bzw. Flußseite erhaschen.
Je mehr wir uns Joshimath näherten, je schlechter wurden die Straßen. Von 995 m über dem Meeresspiegel begaben wir uns innerhalb weniger Stunden auf 1890 m über dem Meeresspiegel. Hier und da passierten wir Pilger, die zu Fuß auf dem Weg nach Badrinath (Hindus) oder Hemkund (Sikhs) waren.
Joshimath - Auli
In Joshimat angekommen, lief ich mit meinem Gepäck die Hauptstraße in Richtung Seilbahn-Station "Joshimath-Auli" einige Hundert Meter zurück und bekam im Hotel Kamet für 600 Rupien pro Nacht ein schlichtes, sauberes Zimmer mit TV, Dusche und europ. Toilette.
Nach einer kurzen Restauration machte ich mich auf den Weg zur Seilbahnstation "Joshimath - Auli". Ich wollte hoch nach Auli, dem im Winter: indischen Skiparadies.
Die Seilbahnanlage ist die zweithöchst gelegene auf dieser Erde. Die höchstgelegene Seilbahnanlage befindet sich ebenfalls in Indien, und zwar in Gulmarg / Kaschmir. Dort beginnt der ganze Spaß aber erst auf 2730 m Höhe!
Am Ticketschalter kaufte ich mir einen Fahrschein, der folgende Vermerke erhielt: Fahrt Joshimath - Auli = 11.00 Uhr / Fahrt Auli - Joshimath = 12.00 Uhr.
Entsetzt sagte ich zu dem Ticketverkäufer: Wie bitte? Für eine halbe Stunde Aufenthalt in Auli fahre ich nicht nach oben. Ich möchte Auli und die Aussicht auf die Berge genießen!
Hmmm, sagte der Herr hinter dem Schalter: Sind Sie wirklich allein? Ja, antwortete ich.
Daraufhin meinte der Herr, ich solle ruhig mit der 11.00 Uhr-Gondel nach oben fahren. Ich müsse mich allerdings bis nach 15.00 Uhr in Auli aufhalten, um einen freien Platz in einer Gondel für die Rückfahrt zu erhalten.
Als einzige Weißhaut unter all den indischen Touristen stand ich dann in der Gondel in das 2750 m hoch gelegene Auli. Ich, die in der Gondel mal wieder einen Fensterplatz erstürmt hatte, genoß die Aussicht, während die übrige Meute, sobald wir eine dieser Seilbahnstützen erreicht hatten und es gefühlmäßig für eine Sekunde im freien Fall nach unten ging, vor Spaß juchzte.
Als ich 4 km in der Gondel nach oben gezogen die Seilbahnstation verlassen hatte, war ich zuerst einmal überwältigt von der Aussicht auf die mit Schnee bedeckten, zum Teil 5000 - 7000 m hochen Berggipfel.
Dann schlenderte ich durch die Gegend - auf und ab und hier und da hin. Mußte schließlich gucken, was es hinter der nächsten Pistenkurve zu sehen ist.
Auf den grünen Wiesen, im Winter Skipisten, weideten viele Kühe.
Die indischen Touristen vergnügten sich beim Ponyreiten oder genossen vor den provisorischen kleinen Tea-Stalls auf Plastikstühlen sitzend einfach die Aussicht.
Überall hörte ich die Fotoapparate und Filmkameras klicken und hier und da wurde ich mal wieder von Familienoberhäuptern gefragt, ob ich bereit wäre, mich für ein Erinnerungsfoto zu Frau, Kind und Kegel zu stellen.
Nach 13.00 Uhr kamen so langsam Wolken auf, die die entfernten Bergspitzen zuerst umspielten und später ganz bedeckten.
Ich genoß in einem der kleinen Tea-Stalls einen Tee als kurz vor 15.00 Uhr ein Bediensteter der Seilbahngesellschaft zu mir kam und mir sagte, in der nächsten Gondel sei ein Platz für mich frei.
Das nenne ich Service.
Zurück in Joshimat kaufte ich mir in einem Restaurant an der Hauptverkehrsstraße eine Tüte Pakoras und setzte mich auf eine Mauer am Straßenrand.
Der Straßenverkehr aus Richtung Süden (Karnaprayag/Chamoli) kommend wurde immer dichter und kam schließlich zum erliegen.
Nun versuchten sich einige aus Richtung Norden kommende Fahrzeuge durch die Straße zu quetschen.
Langsam realisierte ich, daß die schmalen Serpentinenstraßen zwischen Chamoli und Badrinath nur immer in einer Richtung befahrbar sind und die Kraftfahrzeuge an den diversen Schlagbäumen warten müssen, bis das letzte Kraftfahrzeug aus der Gegenrichtung den Schlagbaum passiert hat und die Straßen nach Anbruch der Dunkelheit wohl garnicht für den Fahrzeugverkehr freigegeben sind.
Hmmm, das war also der Hintergrund, weshalb ich gestern gegen 15.00 Uhr in Chamoli angekommen nicht mehr nach Joshimat weiter fahren konnte.
Außer einer Karte von Uttaranchal, welche ich mir in Almora gekauft hatte, hatte ich ja überhaupt keine Informationen über diese Gegend, da ich während meiner Reiseplanungen in Deutschland überhaupt nicht daran gedacht hatte, während meiner 2 1/2 Wochen in Uttaranchal hoch bis nach Joshimat zu reisen.
Am Abend entschloß ich mich, am nächsten Morgen einen Ausflug nach Badrinath (3096 m) zu machen. Mein Hotelier sagte mir, wo in Joshimath der Schlagbaum sei, von welchem die Busse nach Badrinath abfahren würden.
Ausflug nach Badrinath
Gegen 5.30 Uhr am nächsten Morgen machte ich mich auf den Weg zum Schlagbaum, vorbei an den während der Nacht mitten auf der Hauptstraße in Richtung Hemkund und Badrinath einfach abgestellten Pilger-Bussen und PKW's.
Am Schlagbaum angekommen, waren die Sammeljeeps, die nach Badrinath fuhren schon mit Pilgern überfüllt.
Im Linienbus bekam ich allerdings noch einen Platz, einen Stehplatz, das nächste Gestänge um mich festhalten zu können, in weiter Ferne. Der Bus war soooo mit Leuten vollgestopft, daß ich aber nicht umfallen konnte.
Was für eine Fahrt..... Horror, Horror und noch mal Horror........ Zwei Stunden stehend über diese Ruckelpisten dicht gedrängt in dem Bus - das halte ich nicht aus.......
Daß einige Reisende, die noch Sitzplätze ergattert hatten, fröhlich-fromme Lieder sangen, konnte meine Laune nicht umstimmen.
Nach einer Stunde Fahrt legten wir eine Pinkelpause ein und ich konnte endlich mal aufatmen.
Eine Familie, die hinten im Bus saß und sah, wie verzweifelt ich war, bot mir an, mich mit einem Viertel meines Po's mit auf deren Sitzbank zu quetschen.
Liebe indische Familie, ich danke Euch heute noch für den Platz!
Badrinath
Den Boden von Badrinath bestieg ich auf einem Busbahnhof mit zumindest in dem Moment und nach dieser Fahrt gefühlsmäßig gigantischem Ausmaß. Hunderte von Busse standen wirr durcheinander. Ich wollte mich erkundigen, von wo denn der Bus später zurück nach Joshimath fährt, bekam jedoch anstatt einer Auskunft nur ein Schulternzucken.
Was nun?
Mit der Unklarheit, wie ich denn zurück nach Joshimath komme, also keinem entspannten Gefühl, reihte ich mich zwischen den Pilgern ein, die sich auf zum Tempel machten.
Alte und Kranke wurden von Trägern auf an deren Rücken befestigten Korbstühlen sitzend zum Tempel gebracht.
Hier und da versuchten Händler Wolldecken und Schals an den Mann zu bringen oder Speisen und Getränke zu kaufen.
Am Tempel angekommen, machte ich mich auch schon wieder auf den Weg zurück in Richtung Busbahnhof. Es war schon 13.00 Uhr. Ab 14.00 Uhr würden sich die Ein-Tages-Pilger in Massen auf den Rückweg zum Busbahnhof machen. Ich wollte nicht wieder nur einen Stehplatz in einem Bus ergattern.
Unterwegs bot man mir zwar eine Schlafstätte in einem der riesigen Zelte am Wegesrand an, aber nein, als Weißhaut allein zwischen all den indischen Pilgern mehr oder weniger auf dem Boden schlafen, das wollte ich nicht.
Vom Pilger-Fußweg begab ich mich in Richtung Straße, als ich einige Jeeps am Straßenrand erspähte. Den erstbesten Fahrer fragte ich, ob es möglich sei, daß er mich zurück nach Joshimath fährt. Er nickte und nachdem er mir sagte, er wolle für die Fahrt 500 Rupien, kletterte ich sofort auf den Beifahrersitz.
In Badrinath habe ich kaum Bilder gemacht. Ich war total gehemmt, die Pilger auf Fotos festzuhalten und hatte auch mehr die noch nicht organisierte Rückfahrt im Kopf.
So, einen Jeep gechartert, dachte ich, könne nun die Rückfahrt nach Joshimath genießen.
Ha,ha...
Nachdem der Schlagbaum in Richtung Joshimath nach oben gezogen worden war, hatte ich das Gefühl, neben Michael Schumacher während eines Formel-1-Rennens zu sitzen. Trotz der schlechten Straßenverhältnisse überholte mein Fahrer PKW's und Busse was das Zeug hält, nur einige Male gebremmst von Straßenarbeitern.
Irgendwann erreichten wir den nächsten Schlagbaum und mußten wieder eine Weile warten, bis dieser nach oben gezogen wurde.
Mein Fahrer kramte aus seiner Hosentasche eine kleine Foto-Filmdose, hielt mir diese unter die Nase und fragte mich, ob ich einen Joint mit ihm rauchen wolle.
Ich lehnte dankend ab.
Er verließ den Jeep, verschwand und kam erst wieder, als der Schlagbaum nach oben gezogen wurde.
Aus der Jeep-Fahrt wurde von da an ein Jeep-Flug zurück nach Joshimath.
Zurückgekommen im Hotel dachte ich nur noch: Hurra, ich lebe noch!
Genug Aufregung, ich möchte mich vor meinem Rückflug nach Deutschland noch einige Tage entspannen.
Morgen werde ich in Richtung Rishikesh fahren.
Fahrt Joshimath - Rishikesh
Am Vorabend geplant, mit dem Linienbus in Richtung Rishikesh zu fahren begab ich mich gegen 5.30 Uhr zu Fuß in Richtung Busbahnhof.
Die Bürgersteige waren noch hochgeklappt. Unterwegs am Straßenrand sah ich allerdings schon jemanden seinen Jeep putzen. Spontan frage ich die Person, was eine Fahrt nach Rishikesh kosten würde: 2000 Rupien für eine ca. 12stündige Fahrt!
Hmm, wenn ich mit einem Jeep nach Rishikesh fahre, spare ich mir die Kosten für eine Übernachtung unterwegs und ich habe die Möglichkeit, an allen auf dem Wege liegenden Prayags Besichtigungs- / Fotostops einzulegen. An den Prayags fließen heilige Quellflüsse zusammen bis daß das Kind den Namen Ganges trägt.
Ich bestieg den Jeep, nachdem der Herr erst nochmal telefoniert hatte, da er wahrscheinlich auf eine so lange Fahrt am heutigen Tag nicht eingestellt war.
Die Fahrt war ruhig und der Fahrer zurückhaltend freundlich. Ich konnte die Landschaftseindrücke in mir aufnehmen und die Aussichten auf die auf dem Wege liegenden Prayags stets eine Weile genießen, ohne daß der Fahrer zur Weiterfahrt drängelte.
In Karnaprayag angekommen kletterte ich aus dem Jeep, als jemand auf mich zulief. Freudig begrüßte mich das Mädchen, welches während der Busfahrt von Kausani nach Karnaprayag neben mir gesessen hatte. Nach einem Besuch bei in Karnaprayag lebender Verwandschaft würde es sich morgen mit ihrer Familie auf Pilgerfahrt nach Badrinath begeben.
Natürlich legten wir auch ab und an mal eine Erfrischungs- pause am Sraßenrand ein.
Der Koch mit der Cola-Flasche in der Hand war ein lustiger Bursche.
Links sind Pilger auf dem Wege nach Badrinath während einer Rast zu sehen.
Den Propangaskocher, Töpfe, Teller, Reis und Gemüse aus dem Bus gepackt, wurde am Straßenrand gekocht und gespeist.
Kurz vor Rishikesh guckte ich in meinen Lonely Planat und sagte meinem Fahrer ich wolle in Rishikesh der Nähe der Laxmanjhula-Brücke eine Unterkunft.
Rishikesh
Im zweiten Hotel, welches ich in Rishikesh aufsuchte, dem Laxman Jhula Divine Resort, hatte ich Glück und bekam ein Zimmer für 400 Rupien pro Nacht, allerdings ohne A/C, aber mit schöner Aussicht auf den Ganges und dem neben dem Hotel gelegenen Tempel.
Nach einem Snack auf der Hotelterasse fiel ich an diesem Abend nur noch ins Bett und schlummerte bis zum nächsten Morgen ziemlich friedlich.
In den Nächten zuvor hatte ich nicht sehr gut geschlafen. In der Höhe von 2000-3000 Meter hatte ich Probleme mit den Nasenschleimhäuten. Ständig hatte ich das Gefühl gehabt, meine Nase sei verstopft und litt unter leichtem Nasenbluten.
Aussicht von der Hotelterasse auf den Ganges und die benachbarte Tempelanlage:
Rishikesh, ja in Rishikesh konnte ich mich nach den letzten Tagen entspannen. Es machte mir Spaß durch den Ort zu schlendern, hier und da die vorbeilaufenden Menschen zu beobachten und ab und an in meinem dort bevorzugten kleinen Restaurants zwischen schattenspendenden Bäumen auf auf dem Boden ausgelegten Matratzen und Kissen im Schatten zu liegen und bei einem Wassermelonensaft die Aussicht auf den Ganges zu genießen und den Klängen aus den umliegenden Ashrams zu lauschen.
Hier einige Eindrücke:
Und noch mehr Eindrücke:
Abends begab ich mich stets ans Ufer des Ganges um den Sonnenuntergangszeremonien zuzusehen, die mich ziemlich beeindruckten.
Nach ganzen 3 Tagen auf und ab durch Rishikesh war es an der Zeit, daß ich mich auf den Weg zurück nach Delhi mache. Für den nächsten Morgen buchte ich eine Taxifahrt nach Delhi für 2500 Rupien. Nach der komfortablen Taxifahrt von Joshimath nach Rishikesh hatte ich keine Lust mehr, in diesem Urlaub noch einmal mit Bus oder Bahn zu fahren.
Fahrt Rishikesh - Delhi
Am nächsten Morgen gegen 6.00 Uhr stand wie vereinbart das gebuchte Taxi vor meinem Hotel. Auf dem Weg nach Hardiwar begann es von oben wie aus Eimern zu gießen. Den Trubel an den Ghats konnte ich so nicht mehr genießen. Hinter Hardiwar wurde der Regen noch heftiger.
Während mein Fahrer sich durch die Pfützen und mit Wasser gefüllten Schlaglöcher tastete, wischte ich mit einem meiner Pullis, die Frontscheiben des Autos.
Erst am späten Vormittag zogen sich die Wolken auf und es scheinte wieder die Sonne.
Am frühen Nachmittag in Paharganj angekommen, setzte mich mein Fahrer in der Nähe des Main Bazaar ab und ich lief zum Hotel Smyle Inn, wo ich meine letzten beiden Nächte in Delhi dann auch unter kam.
Zusammengefaßt:
Zurückblickend muß ich heute lächeln, wenn ich z. B. an meine Hotelsuche in Chamoli und die Busfahrt nach Badrinath denke.
Bin mal wieder um einige Erfahrungen reicher geworden.
Ich weiß noch nicht genau, wohin
meine nächste Indienreise gehen wird.
Auf jeden Fall werde ich mich wieder auf eigene Faust durch's Land schlagen.....
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